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Wie wir zum Chaos-Team wurden - Teil 2

  • lenapatzak
  • 26. Juni 2024
  • 5 Min. Lesezeit
Australien Shepherd red merle

Lennox zeigte früh, was er von Fremden hält. Schon mit 9 Wochen knurrte er unbekannte Menschen an und verscuhte sich zu verstecken. Zu dem Zeitpunkt lies er sich aber noch gut mit Leckerlies dazu bringen anderen zu vertrauen und lies sich meistens schon nach kurzer Zeit streicheln. Am liebsten mochte er es, wenn andere mit ihm spielten. Da wusste er ganz genau, was die Menschen von ihm erwarteten und er konnte ganz locker und mit einer anderen Stimmung an die Situation rangehen.


Australien Shepherd Welpe

Generell lernte er in den ersten Wochen alles kennen, was er für später mal können sollte, begleitete uns überall hin und war an sich ein ziemlich entspannter Welpe/Junghund. Er fuhr mit uns U-Bahn, ging mit in die Stadt, besuchte Freunde und war einfach immer dabei. Er war schnell stubenrein, konnte nach ein paar Wochen schon kurze Zeit entspannt alleine bleiben und hatte unglaublcih viel Freude daran, neue Kommandos zu lernen. Wir konnten uns überhaupt nicht beschweren und haben die Welpenzeit unglaublich genossen.

Wir besuchten bis er 10 Monate alt war, eine Hundeschule, mit der wir auch sehr zufrieden waren. Dort besuchten wir erst den Welpenkurs, bei dem Lennox immer der Streber war und gingen dann direkt in den Junghundekurs über. Auf dem Hundeplatz zeigte er gar keine Auffälligkeiten. Er arbeitete unglaublich schön mit und hatte auch während der Spielzeit mit den anderen Hunden nie Probleme.

Fremde Menschen sind gruselig

Das einzige Problem war das Aufeinandertreffen mit Fremden, und selbst dies lies sich meistens nach wenigen Momenten gut regeln und die Leute konnten mit ihm interagieren und er taute meist schnell auf.

Australien Shepherd am Strand

Das erste mal richtig geknurrt und nach jemanden geschnappt hat er mit 5 Monaten beim Tierarzt. An sich war es eine Routine Untersuchung, aber beim Temperatur messen musste er ganz eindeutig zeigen, dass er das richtig beschissen findet. Seinen Hund das erste mal so zu sehen ist schon erschreckend, aber es gibt ja viele Hunde, die den Tierarzt einfach doof finden und vielleicht war es auch eine einmalige Sache, dachten wir uns. Das war es natürlich nicht...

Nach dem Tag, haben wir angefangen mit Medical und Maulkorb Training. Er sollte den Maulkorb für den Notfall problemlos tragen können und wir wollten ihm mit dem Medical Training zeigen, dass man auch entspannt durch Situationen, die ihm unangenehm sind, durchgehen kann. Gebessert hat es sich beim Tierarzt leider nicht dadurch.



Mit 6 Monaten fing es an, dass er auch für ihn Fremde nicht mehr so einfach an sich ranließ. Was vorher noch gut funktioniert hat mit Leckerchen oder Toben, funktionierte nun fast gar nicht mehr. Umso älter er wurde, umso mehr sortierte er Leute aus, mit denen er gerne in Kontakt treten möchte. Freunde und Familie, die ihn sonst noch streicheln konnten, knurrte er für uns auf einmal weg und es gab sogar Situationen, bei denen er nach vorne ging und anfing zu schnappen. Glücklicherweise ist nie mehr passiert. Und wir können hier wirklich von Glück reden, da wir rückblickend Situationen komplett falsch eingeschätzt haben und er uns schon damals sehr deutliche Anzeichen gegeben hat, dass er den Kontakt einfach gerade nicht möchte. Wir haben sie einfach nicht richtig erkannt und haben all seine Versuche Distanz in die Situation zu bringen, ignoriert.. Wir konnten nicht ganz verstehen, dass es auch einfach Hunde gibt, die Körperkontakt nicht genießen und generell eine größere Individualdistanz haben, als andere Hunde.

Er veränderte sich aber auch draußen auf den Spaziergängen. Eigentlich lief er größtenteils immer ohne Leine, bis er das erste Mal meinte, einem Jogger hinterherzurennen. Danach ging es an die Schleppleine und seine Reaktivität wurde leider immer schlimmer. Jeder Reiz draußen war zu viel, egal ob es ein Spaziergänger war, ein anderer Hund, Fahrradfahrer oder Jogger. Jeglicher Bewegungsreiz wurde genutzt um auszulösen. Vom Ansprechen fremder Menschen wollen wir gar nicht erst anfangen.

Zu dem Zeitpunkt war Lennox ungefähr 10 Monate alt und Corona begang. Die Hundeschulen waren geschlossen und wir versuchten so gut es geht selbst dagegenzuwirken. Dabei probierten wir unglaublich viele Sachen aus, und manche davon halfen und manche gar nicht.


Was haben wir falsch gemacht?

Der Frust stieg, weil man selbst nicht sah, was Lennox brauchte und auch einfach nicht verstand warum er sich (für uns auf einmal) so verhielt. Manchmal ging man auf einen Spaziergang und kam nach 10 Minuten verzweifelt und frustriert wieder zurück, weil er schon 3 doofe Begegnungen hatte und nichts ihn wieder beruhigte. War er einmal auf einem bestimmten Level, hatte man meistens nur eine Wahl, und das war umdrehen und nach Hause gehen. So endeten zu dem Zeitpunkt unglaublich viele Wanderungen und Spaziergänge schon nach kurzer Zeit. Es gab Wochen, da sind wir extra mit dem Auto nur zu bestimmten Plätzen gefahren, um doofe Situationen zu vermeiden und einfach mal in Ruhe mit Lennox spazieren zu gehen. Zu dem Zeitpunkt war auch nicht an Leinenführigkeit oder sonst was zu denken, wir nahmen ihn nicht mehr zu Freunden mit und bei Besuch passten wir auch immer auf, dass ja nichts passierte. Das schlimmste an der Situation war, dass wir im Umgang mit Lennox immer unsicherer wurden und uns und ihm einfach nicht zu helfen wussten. Es kam immer wieder die Frage auf: Was haben wir falsch gemacht?


Australien Shepherd

Ein für mich ganz schlimmer Moment war, als mein Papa ihm eine Zecke vom Fell machen wollte und Lennox auf einmal ganz tief zu knurren anfing und er auch nach vorne gegangen wäre.. Vorher hatte er mit der engeren Familie gar kein Thema und alle konnten ihn streicheln, er kam sogar zum kuscheln und bewegte sich in der Wohnung ganz normal. Nach dieser Situation wusste ich wirklich nicht mehr weiter und hab mich auch gefragt, ob er das jetzt bei jeder Person machen würde.. es fehlte zum Schluss einfach das komplette Vertrauen in ihn und man war bei jeder Situation extrem vorsichtig. Diese Unsicherheit von uns hat sich natürlich nicht positiv auf sein Verhalten ausgewirkt und so waren wir in einer Spirale, aus der wir nicht so richtig rauskamen..


Nach diesem Vorfall, da war Lennox circa 1 Jahr alt, fing unser Trainings-Marathon an. Es war endlich wieder möglich trotz Corona zu Hundetrainern zu gehen. Von unseren verschiedenen Trainingsversuchen und Methoden werde ich nochmal in einem extra Beitrag ausführlicher berichten.


Jeder findet seinen Weg - normales Leben mit reaktivem Hund

Was ich aber schon erzählen kann ist, dass wir unseren Weg gefunden haben und Lennox mich wieder in vielen Situationen begleiten kann. Und auch wir haben manchmal unsere schlechten Tage zusammen, bei denen man wieder zurückgeworfen wird, bei denen man aber auch sieht wie viel man schon geschafft hat. Und ich habe aber auch gelernt, dass nicht jeder Hund für jede Situation geeignet ist. Lennox lässt sich bis heute nur ungern anfassen, selbst von mir. Dafür liebt er Kontaktliegen und holt sich so seine Nähe ab. Er hasst Umgebungen mit vielen Reizen. Er meistert sie mittlerweile sehr gut, aber dafür braucht er meine ganze Aufmerksamkeit und Führung. Ihn einfach mal mit in die Stadt nehmen geht halt nicht und damit musste man sich abfinden und das auch akzeptieren.

Australien Shepherd

Ich habe auch gelernt, dass wir meistens zu große Erwartugen an unsere Vierbeinigen Begleiter haben und von ihnen verlangen, dass sie quasi immer funktionieren müssen, egal in welcher Situation. Sie sollen Alltagsbegleiter sein, alle Menschen, Hunde und generell Tiere lieben (auf gar keinen Fall jagen), nicht an der Leine ziehen, immer ansprechbar sein und uns dafür auch noch ganz besonders lieben.. Und all das am besten ohne viel Erziehung und Training. Das funktioniert leider nur in den wenigsten Fällen. Jeder Hund ist anders, bringt eine andere Genetik mit, hat einen anderen Charakter und auch ein anderes Nervenkostüm.

Wir hätten bei Lennox bestimmt viel früher dagegenwirken können mit dem richtigen Wissen. Hätten dadurch Situationen richtig einschätzen können und so einige doofe Situationen verhindert. Was sagt man so schön, zum Schluss ist man immer schlauer.. Das einzige was am Ende zählt ist, dass wir ein entspanntes Miteinander gefunden haben und wir Lennox unzählige Abenteuer ermöglichen konnten.




 
 
 

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